Viele Familien geraten im Stress des Alltags in einen Teufelskreis der Erziehung. Eltern stellen täglich viele Aufforderungen an ihre Kinder und Kinder entscheiden sich öfter mal wegzuhören, die Eltern zu ignorieren oder sich taub zu stellen. Das stellt eine enorme Belastung für den Familienfrieden dar und die Folgen sind oftmals ein angespanntes Familienklima, in dem sich keiner so richtig wohl fühlt und angestrengte Familienmitglieder, denen es schwerfällt, liebevoll miteinander umzugehen, obwohl man sich doch eigentlich mag. Endlos wiederholen Eltern ihre Bitten oder Aufforderungen bis ihnen der Geduldsfaden reißt und sie ihrem Ärger Luft machen. Dann kommen oftmals die Drohungen ins Spiel. Aber genauso oft werden diese gar nicht ernst gemeint. Die Kinder wissen das und haben aus ihrer Sicht auch vielfach gar keinen Grund oder Ansporn ihr Verhalten zu ändern. Denn, wenn sie mal einer Aufforderung nachkommen, halten die Eltern dies für selbstverständlich und beachten das erwünschte Verhalten kaum. Wenn man sich nun aber einmal vorstellt, dass Eltern bereit sind, viel Zeit und Anstrengung in ein unerwünschtes Verhalten des Kindes zu investieren, aber nur wenig in ein gewünschtes Verhalten, dann kann man sich auch vorstellen, dass Kinder vielleicht häufiger bereit wären, ihr Verhalten zu verändern, wenn sie mehr Aufmerksamkeit für gewünschtes Verhalten erhalten würden und weniger für unerwünschtes. Aber wie lässt sich das umsetzen? Ein Umdenken bei den Eltern ist notwendig und daraus resultierend ein verändertes Verhalten der Eltern. Um aus dem oben beschriebenen Teufelskreis herauszukommen, bedarf es etwas Übung. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Kommunikation. Unterschieden muss dabei zwischen Bitte und Aufforderung werden. Eine Bitte kann ich ablehnen. Eine Aufforderung sollte wirkungsvoll gestellt werden. Dazu sind klare und eindeutige Familienregeln hilfreich. Sind diese vorher in einer ruhigen Atmosphäre gemeinsam erstellt worden und haben auch die Kinder ihre Interessen einbringen können, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder die Aufforderungen der Eltern befolgen. Ebenso trägt ein positives Familienklima dazu bei. Eine „Spiel und Spaßzeit“ hilft beiden Seiten wieder vermehrt positive Erfahrungen miteinander zu machen. Dabei geht es um eine fest vereinbarte Zeit ( zwei bis dreimal pro Woche, jeweils eine halbe Stunde) ohne feste Regeln (ausgenommen aggressives und verletzendes Verhalten) mit dem Ziel, Spaß miteinander zu erleben. Wichtig für ein gutes Familienklima sind positive Konsequenzen. Diese sollten vor negativen Konsequenzen stehen. Lob fördert nicht nur Motivation beim Kind, ein gewünschtes Verhalten zu wiederholen, es fördert auch bei den Eltern das Bewusstsein, dass es Ausnahmen im anstrengenden Alltag gibt. Dies lässt dann vielleicht die Möglichkeit zum lösungsorientierten Ansatz: „Wenn etwas funktioniert, dann mach mehr davon!“ Eine kleine Verbesserung kann der Beginn einer großen sein. Dabei spielt die Einstellung dann auch eine Rolle: schauen Eltern lieber auf das was nicht funktioniert, oder bewundern sie lieber das, was funktioniert. Etwas Großzügigkeit ist gefordert: eine Erwartung, dass ALLES IMMER zur eigenen Zufriedenheit läuft, ist kaum erreichbar. Daher: freuen wir uns über die kleinen Ausnahmen, damit sie zu großen wachsen können.